New York aus dem Handgepäck: Ich habe den Transatlantikflug gut überstanden, mein Koffer hat es leider nicht geschafft. Nach sechs Tagen sehe ich das Gepäck wieder und habe tief ins Luftfahrtgeschäft geschaut.
Auf Papier wurde meine Verlustmeldung an der Gepäckausgabe in JFK aufgenommen. Unter einer Telefonnummer sollte ich am nächsten Tag Omar anrufen, der die Verlustmeldung in das System tippen würde. Doch erst nach zwei Tagen erreiche ich eine junge Frau. Sie stellt fest: Ich bin nicht im Worldtracer-System, mit dem Koffer weltweit verfolgt werden.
Am dritten Tag fahre ich selbst nach JFK. Nur am Check-In kann ich AirBerlin treffen, denn Serviceschalter gibt es nicht und American Airlines, obwohl One-World-Alliance, kann mir nicht helfen. Ich treffe Omar zufällig am Check-In. Auch Omar kann mich nicht im System finden, fügt mich aber aufgrund meiner Durchschrift ein.
Omar ist gesprächig: Das Problem sei, dass AirBerlin an der Gepäckausgabe keinen Computer hat (!), sondern nur einen im Koffer-Lager, in dem die Berichte über fehlendes Gepäck nachträglich eingegeben werden. Und die American-Airlines-Systeme und Computer könne AirBerlin nicht nutzen.
Ich bin dann mit Omar und drei Indern, die ihre Koffer suchen, zu dem Lager gegangen. Die Inder haben einen ihrer zwei Koffer gefunden, meiner war nicht dabei, auch nicht unter den 20 (!) neuen Koffern, die von einem (!) AirBerlin-Flug übrig geblieben sind.
Das Telefon, das selten jemand abnimmt, hängt in einer Ecke im Lager. Die Inder haben ihren Koffer von Lufthansa bekommen, umgekehrt habe AirBerlin auch Koffer, die nicht zu ihren Kunden gehören, erklärt Omar. Es kämen jeden Tag Flugzeuge aus Berlin und Düsseldorf, da könnte mein Koffer bei sein. Manche Arbeiter geben verlorenes Gepäck einfach an die Destination, die auf dem Koffer steht; andere warten, bis ein Eintrag im Worldtracer-System erscheint.
Während der ganzen Suche ist der AirBerlin Kundendienst oder die Zentrale in Berlin keine Hilfe. Am sechsten Tag nach dem Kofferverlust treibe ich mich auf der Wall Street rum und streichel den Charging Bull im Bowling-Green-Park. Eine halbe Stunde später klingelt mein Mobiltelefon: Der Koffer ist in JFK aufgetaucht! Vermutlich wird niemand wissen, wo er sechs Tage lang war. AirBerlin wäre aber gut beraten, Laptops oder iPads anzuschaffen, um Verlustmeldungen an computerlosen Gepäckausgaben aufzunehmen.
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